Die Menschenrechte des Kindes

zeitschrift für menschenrechte 1/2022

herausgegeben von
Michael Krennerich, Christina Binder, Tessa Debus, Elisabeth Holzleithner, Arnd Pollmann, Stefan Weyers
unter Mitarbeit von
Caroline Ausserer, Heiner Bielefeldt, Stefan Gerbig, Johannes Giesinger, Inga Jahn, Klaus Jetz, Cornelia Jonas, Wulf Kellerwessel, Michael Krennerich, Thorsten Krause, Donald Riznik, Olga Rollmann, Andrea Schapper, Jonas Schubert, Cornelius Trendelenburg, Ingrid Wenzl, Stefan Weyers

Dass die Menschenrechte auch für Kinder gelten, erscheint uns heute selbstverständlich. Diese Auffassung hat sich im Laufe des 20. Jhs. – häufig in Reaktion auf die Misshandlung, Unterdrückung und Ausbeutung von Kindern – jedoch nur allmählich und mit vielen Widersprüchen und Rückschlägen entfaltet. Zwar haben alle Staaten mit Ausnahme der USA die UN-Kinderrechtskonvention von 1989 ratifiziert. Dennoch sind nicht nur die realen Lebensbedingungen, sondern ist nach wie vor auch der Rechtsstatus von Kindern häufig problematisch. Die Menschenrechte des Kindes stehen in einem unauflösbaren Spannu…

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Bestellnummer: zfmr1_22
ISSN: 1864-6492
Erscheinungsjahr: 2022
Seitenzahl: 248
Produktinformationen
Dass die Menschenrechte auch für Kinder gelten, erscheint uns heute selbstverständlich. Als Wesen mit eigener Menschenwürde stehen Kindern die Menschenrechte ebenso zu wie Erwachsenen. Diese Auffassung hat sich im Laufe des 20. Jhs. – häufig in Reaktion auf die Misshandlung, Unterdrückung und Ausbeutung von Kindern – jedoch nur allmählich und mit vielen Widersprüchen und Rückschlägen entfaltet. Zwar haben alle Staaten mit Ausnahme der USA die UN-Kinderrechtskonvention von 1989, in der spezifische Rechte für Kinder erstmals völkerrechtlich garantiert wurden, ratifiziert. Dennoch sind nicht nur die realen Lebensbedingungen, sondern ist nach wie vor auch der Rechtsstatus von Kindern häufig problematisch. Die Menschenrechte des Kindes stehen in einem unauflösbaren Spannungsverhältnis zwischen der Anerkennung der Autonomie des Kindes und seines Rechts auf Selbst- und Mitbestimmung auf der einen Seite sowie der Verpflichtung zum Schutz des Kindeswohls auf der anderen Seite, was auch paternalistische Eingriffe in die kindliche Autonomie notwendig machen kann. Dieses Spannungsverhältnis zwischen Schutz- und Partizipationsrechten ist je nach Kontext unterschiedlich zu gewichten und daher Gegenstand vieler Kontroversen. Neben der Frage nach dem Verhältnis von allgemeinen Menschenrechten und spezifischen Kinderrechten sind die konkreten Lebensbedingungen von Kindern und die Verletzungen kindlicher Ansprüche ebenso Gegenstand von Kinderrechtsdiskursen wie Fragen der rechtlichen und politischen Weiterentwicklung der Kinderrechtskonvention und ihrer institutionellen Mechanismen zur Gewährleistung der Rechte. Die Beiträge des vorliegenden Bandes greifen einige der skizzierten Themenfelder auf und beleuchten sie u.a. aus philosophischer, historischer, juristischer und politikwissenschaftlicher Perspektive.
Inhaltsübersicht
Editorial

Schwerpunkt: Die Menschenrechte des Kindes 


Johannes Giesinger:
Kinder, Rechte und Autonomie 

Stefan Weyers:
Zwischen Schutz und Partizipation, Achtung und Eugenik.
 Historische Konzeptionen kindlicher Rechte bei Kate Wiggin, Ellen Key, Eglantyne Jebb und Janusz Korczak

Wulf Kellerwessel:
Das Recht der Kinder auf Religionsfreiheit – im Kontext der Rechte von Erziehungsberechtigten und staatlichen Pflichten 

Olga Rollmann:
„Ich glaube, jeder hat sich schon mal gedemütigt gefühlt, aber es war nie etwas so Großes“ –
Verletzungen der Menschenwürde in den Erfahrungswelten Jugendlicher 

Cornelia Jonas und Torsten Krause:
Kinderrechte in der digitalen Welt gewährleisten 

Andrea Schapper:
Kinderrechte im Kontext von Klimawandel, Klimakrise und Klimapolitik 

Jonas Schubert:
Ein Update für die UN-Kinderrechtskonvention?
Kinderrechtliche Ansätze für die Auseinandersetzung mit der globalen Umweltkrise 

Donald Riznik:
Kindersoldaten im Visier des Völkerrechts 

Aus aller Welt 


Stephan Gerbig und Michael Krennerich:
Kinder und Schule in Europa – aus Sicht der Menschenrechtsvertragsorgane der Vereinten Nationen 

Forum 


Heiner Bielefeldt:
Schieflagen und Ausblendungen. Eine Antwort auf Wolf Kellerwessel 

Cornelius Trendelenburg:
Kinderrechte mit Verfassungsrang – leere Symbolik, radikaler Umbruch, tertium non datur

Profile 


Caroline Ausserer, Inga Jahn, Klaus Jetz und Ingrid Wenzl:
„Es ist ein täglicher Kampf“ – Portraits von LSBTI 

Rezensionen

Autor*innen
Caroline Ausserer
studierte Kulturanthropologie und Politikwissenschaft in Wien und Granada und Internationale Beziehungen in Rio de Janeiro. Sie ist freie Journalistin, zertifizierte Diversity-Trainerin und Moderatorin. Sie arbeitet als W7-Projektkoordinatorin beim Deutschen Frauenrat.

Heiner Bielefeldt
hat den Lehrstuhl für Menschenrechte und Menschenrechtspolitik an der Universität Erlangen-Nürnberg inne. Von 2010 bis 2018 war er UN-Sonderberichterstatter für Religions- und Weltanschauungsfreiheit. 

Stephan Gerbig,
promovierter Jurist, ist juristischer Referent im Bayerischen Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales. An der zfmr hat er als Privatperson mitgewirkt. 

Johannes Giesinger,
Dr. phil., ist affiliierter wissenschaftlicher Mitarbeiter am Ethik-Zentrum der Universität Zürich und unterrichtet Philosophie und Deutsch an der Kantonsschule Sargans.

Inga Jahn
ist Journalistin beim Evangelischen Pressedienst (epd). Davor arbeitete sie für unterschiedliche Medienhäuser, u.a. mehrere Monate für eine Zeitung in Ghana, und studierte Soziologie sowie Journalismus.

Klaus Jetz
ist Historiker, Romanist und Journalist für Nord-Süd-Themen, er arbeitet als Geschäftsführer des LSVD und der Hirschfeld-Eddy-Stiftung.

Cornelia Jonas
arbeitet als Referentin für Medienbildung in der Koordinierungsstelle Kinderrechte des Deutschen Kinderhilfswerkes. Sie hat Kinder- und Jugendmedien (M.A.) an der Universität Erfurt und Ethnologie (B.A) an der Universität Leipzig studiert.

Torsten Krause
ist Referent für Medienpolitik der Koordinierungsstelle Kinderrechte des Deutschen Kinderhilfswerkes. Er studierte Politikwissenschaften an der Universität Potsdam und Childhood Studies and Children's Rights (EMCR) an der Freien Universität Berlin.

Wulf Kellerwessel
ist apl. Professor am Philosophischen Institut der RWTH Aachen und lehrt vornehmlich in den Bereichen der Politischen Philosophie (mit einem Schwerpunkt innerhalb der Menschenrechtsthematik) sowie der Ethik.

Michael Krennerich
ist Professor für Politikwissenschaft am Lehrstuhl für Menschenrechte und Menschenrechtspolitik der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg und Vorsitzender des Nürnberger Menschenrechtszentrums e.V.

Donald Riznik
ist akademischer Oberrat am Institut für Öffentliches Recht und Völkerrecht der Universität der Bundeswehr München und Dozent an der Universität St. Gallen. Er promovierte an der Universität Augsburg.

Olga Rollmann
ist wissenschaftliche Mitarbeiterin und Promovendin am Institut für Erziehungswissenschaft an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz.

Andrea Schapper,
promovierte Politikwissenschaftlerin, ist Senior Lecturer in International Politics, Programmdirektorin des Masterstudiengangs International Conflict and Cooperation und Ko-direktorin des Centre for Policy, Conflict and Cooperation an der Universität Stirling (Großbritannien).

Jonas Schubert
koordiniert die politische Arbeit der Kinderrechtsorganisation terre des hommes. Für die Erarbeitung des General Comment Nr. 26 zu Kinderrechten, Umwelt- und Klimaschutz kooperiert der UN-Ausschuss für Kinderrechte mit terre des hommes.

Cornelius Trendelenburg,
promovierter Jurist, ist Richter am Amtsgericht Frankfurt am Main. Ehrenamtlich ist er stellvertretender Vorsitzender des Kinderschutzbundes Landesverband Hessen.

Ingrid Wenzl
ist Politikwissenschaftlerin und freie Journalistin. Sie arbeitet vorrangig zu Umwelt-, Wissenschafts- und sozialen Themen.

Stefan Weyers
ist Professor für Erziehungswissenschaft mit dem Schwerpunkt Theorie der Bildung und Erziehung an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz.
Kurzbeschreibung
Dass die Menschenrechte auch für Kinder gelten, erscheint uns heute selbstverständlich. Diese Auffassung hat sich im Laufe des 20. Jhs. – häufig in Reaktion auf die Misshandlung, Unterdrückung und Ausbeutung von Kindern – jedoch nur allmählich und mit vielen Widersprüchen und Rückschlägen entfaltet. Zwar haben alle Staaten mit Ausnahme der USA die UN-Kinderrechtskonvention von 1989 ratifiziert. Dennoch sind nicht nur die realen Lebensbedingungen, sondern ist nach wie vor auch der Rechtsstatus von Kindern häufig problematisch. Die Menschenrechte des Kindes stehen in einem unauflösbaren Spannungsverhältnis zwischen Schutz- und Partizipationsrechten, das je nach Kontext unterschiedlich zu gewichten und daher Gegenstand vieler Kontroversen ist. Die Beiträge des vorliegenden Bandes greifen einige dieser Kontroversen auf und beleuchten sie u.a. aus philosophischer, historischer, juristischer und politikwissenschaftlicher Perspektive.